PV-Angebot richtig vergleichen: So triffst du die beste Entscheidung
Ein PV-Angebot zu vergleichen ist komplex: Technik, Montage, Garantien, TCO – viele Faktoren entscheiden über die beste Wahl. Mit diesem Leitfaden und unseren kostenlosen Vorlagentriffst du eine fundierte Entscheidung.
Die 5 Kernkriterien im Überblick
Leistung & Komponenten (Module, Wechselrichter, Unterkonstruktion)
PV-Module: Vergleiche nicht nur den Preis pro kWp, sondern auch Wirkungsgrad (typ. 20–22%), Degradation (jährlich 0,5–0,7%), Garantie (25 Jahre Leistungsgarantie ist Standard) und Hersteller (Tier-1 vs. No-Name). Module von Longi, Jinko, Trina, REC sind etabliert und bieten gute Preis-Leistung. Achte auf die Nennleistung (Wp) und prüfe, ob die angegebene Leistung bei STC (Standard Test Conditions) oder NOCT (Normal Operating Cell Temperature) gemessen wurde.
Wechselrichter: Entscheidend ist die DC/AC-Ratio (typ. 1,2–1,4). Bei 10 kWp und 8 kW Wechselrichter = 1,25 Ratio. Höhere Ratios (1,4+) sparen Kosten, können aber zu Überlastung führen. Marken wie Fronius, SMA, Huawei, SolarEdge sind zuverlässig. String-Wechselrichter sind günstiger, Optimierer (SolarEdge) erhöhen Ertrag bei Verschattung, aber kosten 500–800 € mehr.
Unterkonstruktion: Aluminium-Schienensysteme sind Standard (z.B. Schletter, K2). Für Flachdächer: Aufständerung mit Ballast vs. Durchdringung. Aufständerung ist günstiger, aber braucht mehr Platz. Prüfe Windlast (ÖNORM EN 1991-1-4) und Schneelast für deine Region.
Planung & Statik (String-Plan, AC/DC-Schema, ÖNORM-Hinweise)
Ein professionelles Angebot enthält einen String-Plan (Verschaltung der Module), ein AC/DC-Schema (Kabelwege, Zähleranschluss) und einen Statiknachweis (Dachlast, Windlast). Fehlt einer dieser Punkte, ist das ein Warnsignal. Die ÖNORM EN 1991-1-4 (Windlast) und ÖNORM EN 1991-1-3 (Schneelast) müssen beachtet werden. Bei Flachdächern ist die Durchdringung (Dachabdichtung) kritisch – frag nach Garantie und Material.
String-Planung: Module sollten in Strings mit ähnlicher Ausrichtung verschaltet werden. Bei Ost-West-Dächern: separate Strings für Ost- und Westseite. Die Maximale Spannung (DC) darf nicht überschritten werden (typ. 1.000–1.500 V je nach Wechselrichter).
Montage & Sicherheit (Kabelwege, Brandschutz, Blitz-/Überspannung)
Kabelwege: DC-Kabel müssen feuerbeständig verlegt werden (z.B. in Kabelkanälen, nicht lose auf dem Dach). Die Brandschutzklasse (ÖNORM EN 13501) sollte mindestens B2 sein. Prüfe, ob MC4-Stecker (wetterfest) oder feste Verbindungen verwendet werden.
Blitz-/Überspannungsschutz: Überspannungsschutz (Typ 2) ist bei PV-Anlagen Pflicht. Blitzschutz ist optional, aber bei exponierten Lagen (Hügel, alleinstehend) sinnvoll. Kosten: 300–800 € für Überspannungsschutz, 1.500–3.000 € für kompletten Blitzschutz.
Gerüst: Bei mehreren Stockwerken ist ein Gerüst nötig (Kosten: 500–1.500 €). Prüfe, ob das im Angebot enthalten ist oder extra berechnet wird.
Garantie, Service & Verfügbarkeit (Lieferzeiten, SLAs)
Produktgarantie: Standard sind 10–15 Jahre für Module, 5–10 Jahre für Wechselrichter. Prüfe, ob die Garantie vom Hersteller oder nur vom Installateur kommt. Bei Insolvenz des Installateurs ist nur die Herstellergarantie wertvoll.
Leistungsgarantie: Nach 25 Jahren sollten Module noch 80–85% der Nennleistung liefern. Degradation typ. 0,5–0,7% pro Jahr. Prüfe, ob die Garantie linear (z.B. 0,5% pro Jahr) oder gestaffelt (z.B. 2% im ersten Jahr, dann 0,5%) ist.
Service-Level-Agreement (SLA): Reaktionszeit bei Defekten (typ. 48–72 Stunden), Verfügbarkeit der Ersatzteile, Wartungsintervalle (empfohlen: jährlich). Lieferzeiten: Aktuell (2025) 8–12 Wochen für Module, 4–8 Wochen für Wechselrichter. Längere Wartezeiten können zu Förderungsproblemen führen.
Gesamtwirtschaftlichkeit (TCO, Speicheroptionen, Einspeisetarif)
Total Cost of Ownership (TCO): Nicht nur die Anschaffung zählt, sondern auch Wartung (100–200 €/Jahr), Reparaturen (Wechselrichter nach 10–15 Jahren: 1.500–3.000 €), Versicherung (50–100 €/Jahr) und Reinigung (optional, 100–200 €/Jahr). Bei 10 kWp-Anlage: TCO über 25 Jahre = 15.000 € Anschaffung + 3.000–5.000 € Wartung/Reparatur = 18.000–20.000 €.
Speicheroptionen: Batteriespeicher (10 kWh) kosten 9.000–12.000 € extra und erhöhen Eigenverbrauch von 30% auf 70%. Amortisation: 11–15 Jahre bei aktuellen Strompreisen (0,30 €/kWh). Rechne: Speicherkosten / (eingesparte Stromkosten pro Jahr). Bei niedrigem Verbrauch (<4.000 kWh/Jahr) lohnt sich ein Speicher oft nicht.
Einspeisetarif: 2025 gibt es noch Einspeisevergütung (typ. 7–10 Cent/kWh), aber die sinkt. Eigenverbrauch ist wirtschaftlicher (Strompreis: 0,30 €/kWh). Bei hohem Eigenverbrauch (70%+) amortisiert sich die Anlage schneller.
Typische Fallen in PV-Angeboten
„Billige" Komponenten ohne Datenblätter
Vorsicht bei Angeboten, die nur "Hochwertige Module" oder "Premium-Wechselrichter" nennen, aber keine konkreten Marken, Modelle oder Datenblätter liefern. Seriöse Anbieter geben Modellnummern (z.B. "Longi Hi-MO 6m 430Wp"), Wirkungsgrad (z.B. "21,2%") und Garantie-Bedingungen an. Fehlen diese Angaben, könnte es sich um No-Name-Produkte oder B-Ware handeln.
Checkliste: Fordere vor Vertragsabschluss die Datenblätter aller Komponenten an. Prüfe die IEC-Zertifizierung (IEC 61215 für Module, IEC 62109 für Wechselrichter) und ob die Produkte auf der Liste der geförderten Anlagen stehen (OeMAG).
Unklare Garantiebedingungen (Leistung vs. Produkt)
Produktgarantie deckt Material- und Verarbeitungsfehler (typ. 10–15 Jahre), Leistungsgarantie die Restleistung nach 25 Jahren (typ. 80–85%). Viele Angebote verschleiern die Unterschiede oder versprechen "25 Jahre Garantie", ohne zu klären, was genau abgedeckt ist.
Wichtige Fragen: Wer ist Garantiegeber (Hersteller oder Installateur)? Was passiert bei Insolvenz? Wie wird die Degradation gemessen (Messung vor Ort oder nur Berechnung)? Gibt es eine Beweislastumkehr (Hersteller muss beweisen, dass Fehler nicht durch Material entstanden)? Kostenlose Reparatur oder nur Ersatz der Komponente?
Red Flag: Wenn die Garantiebedingungen nur mündlich besprochen werden oder nicht im Vertrag stehen, ist das ein Warnsignal. Alles muss schriftlich festgehalten werden.
Unvollständige Montageleistung (Gerüst, Durchdringungen)
Viele Angebote listen nur "Montage der PV-Anlage", aber Gerüst, Durchdringungen, Kabelwege, Zähleranpassung werden extra berechnet. Bei einem 10 kWp-Angebot für 15.000 € können plötzlich 2.000–3.000 € für Gerüst, 500–800 € für Durchdringungen und 300–500 € für Zähleranpassung dazukommen.
Checkliste für vollständige Montage: Gerüst (bei Mehrfamilienhäusern), Durchdringungen (Dach, Wand), Kabelwege (DC + AC), Überspannungsschutz, Zähleranpassung (Netzbetreiber), Inbetriebnahme-Protokoll, Einweisung, Abnahme. Alles sollte im Festpreis enthalten sein, nicht als "Option" oder "nach Bedarf".
Tipp: Fordere eine detaillierte Leistungsbeschreibung an (ähnlich unserer Vorlage), die alle Positionen auflistet. Vergleiche dann Angebot A vs. B: Was ist enthalten, was fehlt?
Schritt-für-Schritt Vergleich (mit Vorlage)
Daten einsammeln (Checkliste)
Nutze unsere Checkliste für die Vorbereitung.
Excel-Vergleichsmatrix ausfüllen
Excel-Vorlage herunterladen und systematisch ausfüllen.
Zielpreis & Nachverhandlung vorbereiten
Nach dem Vergleich solltest du einen Zielpreis definieren. Bei 10 kWp-Anlagen sind 1.300–1.600 € pro kWp (netto, ohne Förderung) ein realistischer Richtwert für 2025. Bei 15.000 € Angebotspreis wäre ein Zielpreis von 13.000 € (13% Ersparnis) realistisch.
BATNA (Best Alternative To a Negotiated Agreement): Definiere deine Walk-Away-Grenze. Wenn der Anbieter nicht unter 14.000 € geht und du ein Alternativangebot für 13.500 € hast, ist das dein BATNA. Ohne Alternative ist deine Verhandlungsposition schwach.
Sachgründe sammeln: "Angebot B bietet für 13.500 € die gleiche Leistung", "Lieferzeit 12 Wochen vs. 8 Wochen bei Konkurrent", "Garantie nur 10 Jahre vs. 15 Jahre bei Markenprodukt". Konkrete Zahlen statt vager Einschätzungen.
Entscheidung & Nachverhandlung
BATNA & Walk-Away sauber definieren
BATNA ist dein Plan B, falls die Verhandlung scheitert. Bei PV-Angeboten: Hast du ein Alternativangebot von einem anderen Anbieter? Welcher Preis wäre für dich noch akzeptabel? Ab welchem Preis würdest du lieber warten oder einen anderen Anbieter wählen?
Walk-Away-Preis: Definiere deine absolute Schmerzgrenze. Bei 10 kWp-Anlagen: Wenn alle Angebote über 16.000 € liegen und du einen Budgetrahmen von 15.000 € hast, ist das dein Walk-Away. Ohne klare Grenze verhandelst du aus der Position der Schwäche.
Zeitfaktor: PV-Anlagen haben oft Lieferzeiten von 8–12 Wochen. Wenn du im Frühjahr die Anlage brauchst (optimaler Ertrag), hast du weniger Zeit zum Verhandeln. Plane daher 3–4 Monate im Voraus ein.
E-Mail-Vorlagen nutzen (Zielpreis, Klarstellungen)
Unsere E-Mail-Vorlagen helfen bei der professionellen Kommunikation.
Häufige Fragen
- Welche Kennzahlen sind beim PV-Vergleich entscheidend?
- Leistung pro kWp, Wirkungsgrad der Module, Wechselrichter-Auslegung (DC/AC-Ratio), String-Plan, Ertragsprognose, Montageumfang, Gewährleistung/Garantie und TCO (inkl. Wartung).
- Wie bewerte ich Garantien (Produkt vs. Leistung)?
- Produktgarantie deckt Material/Verarbeitung (z. B. 10–15 Jahre), Leistungsgarantie die Restleistung nach 25–30 Jahren. Wichtig: Bedingungen, Abwicklung, zuständiger Ansprechpartner und Beweislast.
- Was gehört zur vollständigen Montageleistung?
- Gerüst, Durchdringungen, Kabelwege, Brandschutz, Überspannung/Blitzschutz, Zähleranpassung, Inbetriebnahme-Protokoll, Dokumentation (AC/DC-Schema) und Einweisung.
- Wie berechne ich die TCO inkl. Speicher?
- Anschaffung + Montage + Nebenkosten + Wartung – (Einsparungen + Einspeisung). Speicher separat mit Zyklen, Wirkungsgrad, Degradation und Ersatzkosten bewerten.
- Wie formuliere ich eine faire Nachverhandlung?
- Zielpreis und Sachgründe nennen (Leistung, Lieferzeit, Garantieumfang). Klare Frist setzen, Alternativen offenlegen. Unsere E-Mail-Vorlagen helfen bei Struktur und Tonalität.
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