Rohstoffe

Rohstoffeinkauf: Materialkosten senken um 15-30%

10. Februar 202514 Min. Lesezeit

Rohstoffpreise schwanken stark und können 40-70% der Herstellkosten ausmachen. Unternehmen, die strategisch clever einkaufen, sparen 15-30% im Vergleich zum Wettbewerb. Mit über 15 Jahren Erfahrung im professionellen Einkauf (100+ Mio. € Einkaufsvolumen) zeige ich dir die Profi-Strategien für nachhaltigen Einkaufserfolg.

Rohstoffkrisen: Was wir daraus lernen können

Was du hier lernst: Warum Rohstoffpreise um 100-300% schwanken können und was das für dein Unternehmen bedeutet.

Globale Krisen und Lieferkettenprobleme haben gezeigt: Wer nur auf den günstigsten Preis achtet, ist existenziell gefährdet. Rohstoffpreise können sich innerhalb weniger Monate verdoppeln oder verdreifachen:

  • Stahl: Schwankungen bis +180%
  • Holz: Preissprünge bis +300%
  • Kunststoffe (PP): Volatilität bis +120%
  • Aluminium: Preisveränderungen bis +80%

Die Lehre: Professionelles Rohstoffmanagement ist kein "Nice-to-Have" mehr, sondern überlebenswichtig.

📊 Echtzeit-Rohstoffpreise verfolgen: Deine Quellen

💡 Profi-Tipp: Verfolge 2-3 Monate vor großen Einkäufen täglich die Kurse. So erkennst du Trends und kaufst im richtigen Moment ein.

Warum Rohstoffpreise so stark schwanken

Was du hier lernst: Historische Preisdaten zeigen: Schwankungen von +200% sind real – und planbar mit der richtigen Strategie.

📈 Rohstoff-Preisentwicklung 2020-2025 (indexiert)

Stahl (HRC)
Basis: 2020 = 100
100
2020
160
2021
210
2022
128
2023
115
2024
110
2025
Kupfer (LME)
Basis: 2020 = 100
100
2020
138
2021
172
2022
122
2023
131
2024
138
2025
Polypropylen (PP)
Basis: 2020 = 100
100
2020
195
2021
220
2022
128
2023
110
2024
105
2025
Krisenjahr (>150)
Normal (100-130)
Aktuell/Stabil
📊 Datenquelle: LME (London Metal Exchange), ICIS, PlasticsEurope – Stand: Januar 2025

Rohstoffpreise sind volatiler als Endprodukte. Die Hauptgründe:

1. Globale Nachfrageschwankungen

China verbraucht 50% des weltweiten Stahls. Wenn China die Nachfrage um 5% ändert, explodieren oder kollabieren die Weltmarktpreise.

2. Lieferkettenprobleme

  • Containermangel (Fracht von China nach Europa kann sich vervierfachen)
  • Hafen-Lockdowns
  • Handelsrouten-Blockaden
  • Geopolitische Konflikte (Getreide, Dünger, Stahlrohstoffe)

3. Energiekosten

Stahl, Aluminium, Kunststoffe sind extrem energieintensiv. Gaspreis steigt um 50% → Produktionspreis steigt um 20-30%.

4. Währungsschwankungen

Rohstoffe werden meist in USD gehandelt. EUR/USD ändert sich um 10% → Deine Einkaufspreise ändern sich um 10%.

Strategie 1: Professionelles Lieferantenmanagement

Was du hier lernst: Wann Single, Dual oder Triple Sourcing sinnvoll ist und wie du Verhandlungsmacht aufbaust.

Single Sourcing vs. Dual Sourcing vs. Triple Sourcing

Strategie Vorteile Nachteile Wann sinnvoll?
Single Sourcing Max. Volumen = beste Preise, einfaches Management Totale Abhängigkeit, keine Verhandlungsmacht Nur bei exklusiven Patenten/Technologien
Dual Sourcing Verhandlungsmacht, Backup, noch große Mengen Etwas teurer als Single, mehr Aufwand Optimal für die meisten Rohstoffe
Triple+ Sourcing Max. Sicherheit, Wettbewerb Mengen zu klein = schlechtere Preise, viel Aufwand Bei kritischen C-Teilen mit hohem Risiko

Meine Empfehlung: Dual Sourcing mit 60/40 Split. Der Hauptlieferant bekommt 60% (besserer Preis), der Backup-Lieferant 40% (bleibt motiviert).

Langfristverträge mit Preisgleitklauseln

Standard-Fehler: Fixpreis-Verträge über 12 Monate. Wenn der Rohstoffpreis explodiert, geht dein Lieferant pleite oder liefert nicht.

Besser: Preisgleitklauseln

Beispiel Stahl-Einkauf:

"Preis pro Tonne = [EURUSD 6-Monats-Average LME Steel HRC] + 120 € Verarbeitungs-/Transport-/Marge-Aufschlag"

Vorteile:

  • Lieferant hat kalkulierbares Risiko → liefert zuverlässig
  • Du zahlst immer Marktpreis (nicht zu viel, nicht zu wenig)
  • Transparenz durch Börsennotierung

Wo findest du Börsenpreise?

  • Stahl: London Metal Exchange (LME), SBB Stahlhandel
  • Aluminium: LME Aluminium
  • Kunststoffe: PlasticsEurope, ICIS Pricing
  • Holz: Leipziger Börse, EUWID Holz

Strategie 2: ABC-XYZ-Analyse für optimale Bestandssteuerung

Die meisten Unternehmen machen nur ABC-Analyse (nach Wert). Profis machen ABC-XYZ (Wert + Verbrauchsschwankung).

ABC-Analyse (nach Wertanteil)

  • A-Teile: 80% des Einkaufswerts, 20% der Positionen → Engmaschiges Management
  • B-Teile: 15% des Werts, 30% der Positionen → Standard-Steuerung
  • C-Teile: 5% des Werts, 50% der Positionen → Vereinfachen/Automatisieren

XYZ-Analyse (nach Verbrauchsschwankung)

  • X-Teile: Konstanter Verbrauch (± 10%) → Optimale Bestellmengen berechenbar
  • Y-Teile: Schwankender Verbrauch (± 10-50%) → Sicherheitsbestand nötig
  • Z-Teile: Unregelmäßiger Verbrauch (> ± 50%) → Just-in-Time oder hoher Bestand

Kombinierte Strategie-Matrix

Kategorie Strategie Beispiel
AX Just-in-Time mit Rahmenvertrag Stahlblech für Serienproduktion
AY 20-30% Sicherheitsbestand + Dual Sourcing Elektronikchips
AZ Projektbasierte Beschaffung Spezial-Legierungen
CX/CY/CZ Automatisiertes Kanban-System Schrauben, Kleinteile

Strategie 3: Timing des Einkaufs – Zyklus-Optimierung

Rohstoffe folgen Zyklen. Wer antizyklisch kauft, spart 15-40%.

Saisonale Zyklen

  • Holz: Teuer April-Juli (Bausaison), günstig Nov-Feb (Einschlag-Saison)
  • Agrar-Rohstoffe: Teuer vor Ernte, günstig nach Ernte
  • Energie-intensive Rohstoffe (Alu, Stahl): Teuer im Winter (hohe Gaspreise in Europa)

Wirtschaftszyklen

Rezessions-Signal: Wenn die Wirtschaft abkühlt, fallen Rohstoffpreise oft 6 Monate vorher.

Indikatoren:

  • Chinas PMI (Purchasing Manager Index) < 50 = Rezession = fallende Preise
  • Baltic Dry Index (Frachtraten) fällt = weniger Handel = fallende Rohstoffpreise
  • Lagerbestände steigen (z.B. LME Warehouse Stocks) = Überangebot = fallende Preise

Mein Insider-Tipp: Beobachte die LME Warehouse Stocks (veröffentlicht täglich). Wenn Lagerbestände 20%+ steigen, stehen Preisrückgänge bevor.

Strategie 4: Alternative Materialien & Value Engineering

Die teuerste Einsparung ist die, die du gar nicht erst ausgibst. Value Engineering bedeutet: Funktionalität erhalten, Material reduzieren/ersetzen.

Beispiele aus meiner Praxis

Projekt 1: Kunststoff-Verpackung

  • Problem: PP (Polypropylen) hatte sich im Preis mehr als verdoppelt
  • Lösung: Volumen über 3 Werke gebündelt, Dual-Sourcing mit 60/40-Split eingeführt
  • Ersparnis: 18% Materialkosten durch bessere Verhandlungsposition
  • Bonus: Liefersicherheit drastisch erhöht (Backup-Lieferant immer verfügbar)

Projekt 2: Stahlkonstruktion

  • Problem: Stahlpreis hatte sich fast verdreifacht
  • Lösung: Aluminium-Profile statt Stahl (bei nicht-tragenden Teilen)
  • Ersparnis: 15% Gesamtkosten (obwohl Alu teurer ist, braucht man weniger)

Checkliste für Material-Alternativen

Ursprung Alternative Kostenvorteil
Virgin-Kunststoff Recycling-Kunststoff (rPP, rPET) 15-25%
Stahl (nicht tragend) Aluminium-Profile 10-20%
Tropenholz (Teak, Mahagoni) Lokales Hartholz (Eiche, Esche) 30-50%
Kupfer (Kabel) Aluminium-Kabel (höherer Querschnitt) 40-60%

Strategie 5: Direktimport vs. Händler – wann lohnt sich was?

Zwischenhändler kosten 10-25% Aufschlag. Aber: Direktimport hat Risiken.

Break-Even-Rechnung Direktimport

Zusatzkosten Direktimport:

  • Zoll & Verzollung: 3-8% je nach Warengruppe
  • Qualitätskontrolle vor Ort: 2.000-5.000 € pro Audit
  • Logistik-Planung: 1-3% extra
  • Währungsrisiko: ± 5-10%
  • Zahlungsrisiko: L/C kostet 0,5-2%
  • Zeit: 6-12 Wochen Lieferzeit (Kapitalbindung!)

Faustregel:

  • Bei < 50.000 € Jahresvolumen: Händler (zu viel Aufwand)
  • Bei 50.000 - 200.000 €: Grauzone (rechne genau)
  • Bei > 200.000 €: Direktimport prüfen (kann 15-25% sparen)

Strategie 6: Hedging gegen Rohstoffpreis-Explosionen

Große Unternehmen sichern sich mit Futures ab. Das kannst auch du (über Händler)!

3 Hedging-Strategien für KMUs

1. Options-Kontrakte über Händler

Du zahlst 2-5% Prämie und sicherst dir das Recht, in 6-12 Monaten zum heutigen Preis zu kaufen.

Beispiel: Aluminium heute 2.500 €/t. Du zahlst 100 €/t Prämie. Wenn Preis auf 3.500 €/t steigt, kaufst du trotzdem für 2.500 €/t.

2. Rahmenverträge mit Preis-Caps

Verhandle: "Preis = Börsenpreis + 120 €, aber max. 3.000 €/t"

Lieferant trägt Risiko ab 3.000 €/t (kalkuliert das in Marge ein, ca. 3-5% Aufschlag)

3. Mix aus Spot & Forward

Kaufe 50% Spot (aktuelle Preise), 50% Forward (6-12 Monate im Voraus fixiert). Glättet Schwankungen.

Praxis-Beispiel: So habe ich 5% gespart

Ausgangslage:

  • Drei Produktionsstandorte in Österreich und Deutschland
  • PET-Einkauf: 18 Mio. € pro Jahr
  • Problem: Rohstoffpreis-Volatilität – Schwankungen von ±25% innerhalb 12 Monaten
  • Bisherige Strategie: 100% Spot-Einkauf (kurzfristig, marktpreisabhängig)

Meine Strategie:

  1. Dual Sourcing aktiviert: Zweiter Lieferant aus Türkei (statt nur Deutschland) → Wettbewerb geschaffen
  2. Preisgleitklausel verhandelt: Börsenindex (ICIS PET Europe) + fixer Aufschlag statt Fixpreis
  3. Forward/Spot-Mix eingeführt: 60% Forward-Kontrakte (6-9 Monate voraus fixiert), 40% Spot → Preisspitzen geglättet
  4. Timing optimiert: Forward-Käufe bei Preistief platziert (unteres Drittel der Jahresspanne)
  5. Lager optimiert: Von 3 Wochen auf 6 Wochen Reichweite bei günstigen Marktphasen

Ergebnis:

  • Durchschnittspreis 5% unter reinem Spot-Marktdurchschnitt
  • Gesamtersparnis: ca. 900.000 € über 12 Monate (im Vergleich zu alter Spot-Only-Strategie)

Verhandelt.at für B2B-Rohstoffeinkauf

Du hast ein Rohstoffangebot und willst sicherstellen, dass der Preis marktgerecht ist? Als ehemaliger Einkaufsleiter mit 100+ Mio. € Einkaufsvolumen kann ich dir helfen:

Meine Dienstleistungen

  • Marktpreis-Check: Vergleich mit aktuellen Börsenpreisen (LME, ICIS, EUWID)
  • Lieferanten-Benchmark: Ist dein Lieferant konkurrenzfähig?
  • Vertragsoptimierung: Preisgleitklauseln, Zahlungsbedingungen, Hedge-Strategien
  • Lieferanten-Scouting: Alternative Lieferanten in Europa/Türkei/Asien
  • Value Engineering: Material-Alternativen prüfen

Durchschnittliche Ersparnis: 12-28% (je nach Ausgangslage)

Meine Provision: 50% der nachgewiesenen Ersparnis im ersten Jahr

Beispiel: Rohstoff-Einkauf 500.000 € → Ich verhandle 15% Ersparnis = 75.000 € → Meine Provision: 37.500 € → Deine Nettoersparnis: 37.500 € (plus Folgejahre voll)

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Häufige Fragen (FAQ): Rohstoffeinkauf für Unternehmen

Was ist der Unterschied zwischen Single, Dual und Triple Sourcing?

Single Sourcing = Ein Lieferant (max. Volumen, aber totale Abhängigkeit). Dual Sourcing = Zwei Lieferanten (optimal für die meisten Rohstoffe – Verhandlungsmacht + Backup). Triple+ Sourcing = 3+ Lieferanten (max. Sicherheit, aber kleinere Mengen = höhere Preise).

Wann sollte ich Rohstoffe direkt importieren statt beim Händler zu kaufen?

Direktimport lohnt sich ab ca. 200.000 € Jahresvolumen. Darunter sind die Zusatzkosten (Zoll, Qualitätskontrolle, Logistik, Währungsrisiko) oft höher als der Händler-Aufschlag von 10-25%.

Wie kann ich mich gegen Rohstoffpreis-Explosionen absichern?

Drei Hedging-Strategien: 1) Options-Kontrakte über Händler (2-5% Prämie), 2) Rahmenverträge mit Preis-Caps (max. Preis vereinbaren), 3) Mix aus Spot (50%) und Forward-Käufen (50%) zur Glättung von Schwankungen.

Was ist eine Preisgleitklausel und wie funktioniert sie?

Eine Preisgleitklausel bindet den Preis an einen öffentlichen Index (z.B. LME für Aluminium). Formel: Preis = Börsenpreis + fixer Aufschlag. Vorteil: Transparenz und faire Preise in beiden Richtungen (steigend/fallend).

Was ist ABC-XYZ-Analyse und warum ist sie wichtig?

ABC = Wert (A=high value, C=low value). XYZ = Planbarkeit (X=konstant, Z=unvorhersehbar). Kombiniert ergibt das 9 Kategorien (AX, AY, AZ, BX... CZ), die jeweils eine eigene Einkaufsstrategie benötigen.

Weiterführende Artikel

📚 Quellen & weiterführende Informationen

– Mag. Florian Neuhuber, ehemaliger Einkaufsleiter mit über 15 Jahren Erfahrung (100+ Mio. € Einkaufsvolumen, mehrere Standorte)

Mag. Florian Neuhuber - Gründer von Verhandelt.at und Experte für Angebotsverhandlung und Preispsychologie mit über 15 Jahren Erfahrung im strategischen Einkauf bei Siemens, Greiner AG und Croma-Pharma

Mag. Florian Neuhuber

Gründer von Verhandelt.at und Experte für Angebotsverhandlung und Preispsychologie. Mit über 15 Jahren Erfahrung im strategischen Einkauf bei Siemens, Greiner AG und Croma-Pharma hilft Florian Unternehmen und Privatpersonen, bessere Konditionen zu erzielen.

Expertise: Verhandlungsstrategien • Preispsychologie • Strategischer Einkauf • Angebotsanalyse • B2B-Verhandlung

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